"Tropf, Tropf, Tropf", ein alltägliches Geräusch... ein Geräusch, was uns schmerzhaft immer wieder an unser Leid erinnert!
Nicht etwa das Geräusch unseres Wasserhahns im Bad in den Eimer oder der Tropfen, die von oben aus der Decke auf Grund eines kaputten Rohrs kommen ist gemeint, sondern das meines eigenen Schweiß.
Dieser fließt seit einem guten Monat und zwar in Strömen...
Heiß! Das ist Vellore, die Stadt zu deren Distrikt Shenbakkam zählt, im Moment hauptsächlich. Jeden Tag steigt das Thermometer bis 45 Grad an und zwischen 11 und 16 Uhr findet man so gut, wie niemand auf den Straßen.
Alle haben sich in ihre vermeintlich kühlen Häuser geflüchtet, wo die Ventilatoren auf Hochtouren laufen. Strom nun nicht mehr ein Luxusgut, sondern überlebensnotwendig, ein Powercut, der Tod!
Ein Klimadiagramm von Vellore. Um die 40 Grad im Schatten sind normal! |
Der indische Sommer lässt mich also leiden und zwingt mich mindestens 3mal täglich unter die Dusche. Mittags ist Siesta angesagt oder eben Tropfen, wenn ich mich aus der Wohnung raustraue. Auch die Inder leiden und hoffen jeden Tag erneut auf Regen...
"Where are you from? From Tamil Nadu? It is very hot there, yes? From Vellore? You must die at the moment!"
Kommt von anderen Bewohnern Indiens. Denn die Stadt ist von Bergen umgeben, liegt somit im Kessel und wird jeden Tag, wie der Boden eines Topfs schön durch gebraten...
Doch natürlich ist die Stadt nicht nur für ihre speziellen Sommertemperaturen bekannt!
"Where are you from? From Tamil Nadu? From Vellore? Ahh, there is this very good hospital, yes?"
oder, wenn wir in Vellore sind:
"Where are you from? What do you do here? You are a student? CMC, yes?"
Denn die Stadt ist für sein Krankenhaus, das Christian Medical College, in ganz Indien bekannt!
Dieses bildet seine Ärzte sehr gut aus. Die Studenten werden über einen Test ausgewählt, so dass jeder potenziell die Chance hat, genommen zu werden. Und auch die Patienten werden alle behandelt, gegen Geld, wenn sie welches haben, kostenlos, wenn nicht.
Auch wir haben einige Stunden in dem riesigen Gebäude verbracht, nämlich als Kira ihren gebrochenen Fuß hatte. Dort dürft die selbst erleben, dass die Ärtze alle sehr freundlich und wohl auch fähig sind, nachdem sie jetzt wieder wie zuvor rumspringt!
Die andere Institution, für die Vellore bekannt ist, ist das VIT. Das Vellore Institute of Technology ist eine sehr gute Universität, mit einem riesigen Campus.
Diese besuchen Studenten aus ganz Indien und auch wir waren schön öfter da, weil wir dort einige Freunde gefunden haben. Außerdem finden auch wieder Ausstellungen und Events statt, bei denen Forschungen präsentiert oder Aufklärungsarbeit betrieben wird.
So viel mal zu den Punkten, für die Vellore bei den Indern vorallem bekannt ist und nun nochmal eine kleine Touristenliste, von einem Insider, nämlich mir ;)
TO SEE
Das Fort
Gegenüber vom Old Busstand, zieht sich die staatliche Festungsmauer, von einem Wassergraben umschlossen, lang. Diese wurde im 16ten Jahrhundert erbaut und natürlich gibt es auch eine nette Geschichte dazu:
Es war einmal ein König, der nur eine einzige Tochter hatte. Nur ein besonders starker oder kluger Mann sollte diese zur Frau kriegen. Nämlich derjenige der es schaffe den Wassergraben, in welchem zu dieser Zeit noch unzählige Krokodile schwammen, unbeschadet zu durchqueren.
Nun kam es eines Tages dazu, dass ein Gefangener, der eigentlich unschuldig war, den Wachen entfliehen wollte und im Eifer des Gefechts in den das gefährliche Wasser sprang oder viel, so genau weiß das heute keiner mehr... Dieser überlebte seine Flucht und erfuhr einige Zeit darauf von dem Versprechen des Königs.
Also nahm er seinen eigenen Sohn, der im alter der Prinzessin war, an die Hand, um dieser anstatt seiner zu verheiraten. Der König stimmte zu, die beiden bekamen eine wunderschöne Traumhochzeit und lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!
Ob in dem schlammigen Wasser tatsächlich einmal Krokodile gelebt haben ist fragwürdig, aber auf jeden Fall lohnt sich ein Spaziergang auf der Festungsmauer, von der aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die diese umgebenden Berge hat.
Und auch die Wiese davor ist, wenn es nicht zu heiß ist, immer gut besetzt von Familien und Pärchen. Eine der wenigen Grünflächen Vellores.
Der Wassergraben und die Festungsmauer. |
Familien und Paare auf der Wiese. |
Main und Long Bazar
Sind die beiden Märkte in Vellore, welche sich hinter der Hauptstraße erstrecken. Dort bekommt man einfach alles. Von Obst und Gemüse, über Saris, Schmuck, Holz, Küchenutensilien... Und die Stimmung ist einfach unvergleichlich. Wie die Händler ihre Ware anpreisen und die Planen über den engen Gassen zum Sonnenschutz, sind einfach typisch indisch.
Meine absolute Lieblingsgasse ist die Blumengasse. Diese erstrahlt immer in den buntesten Farben und duftet unglaublich. Jeden Tag werden Tonnen von frischen Blüten angeboten und immer wenn wir durchlaufen bekommen wir welche als Lockmittel geschenkt.
Der goldene Tempel - Sripuram
In vollem Glanze! |
Damit meint er nicht den ganzen Prunk des Tempels, sondern viel mehr die Abteile, in denen man auf den Weg zum Tempel eingesperrt wird und wo Massen von Menschen an den Gittern hängen. Eben wie auf der Titanic, als diese schon dem Untergang geweiht ist und die Passagiere der unteren Klassen nicht rausgelassen werden.
Das ganze klingt beunruhigender, als es ist! Auf dem Weg zum Tempel gibt es vier große Abteile, eins von diesen wird immer gefüllt, abgeriegelt, dann folgt das nächste. Nacheinander und mit einigem, zeitlichem Abstand werden diese dann geöffnet, so dass nicht alle auf einmal, sondern immer nur eine bestimmte Anzahl an Menschen sich auf den Weg machen können. Eigentlich eine gute Idee, auch wenn die Abteile weder besonders ansehlich aussehen noch riechen!
Der Tempel an sich besteht komplett aus Gold und funkelt sowohl bei Tag, als auch bei Nacht! Umgeben ist er von einem wunderschönen Gang, der sternförmig aufgebaut ist und einem sehr gepflegten Garten. Den Weg zieren Sprüche, die Stimmung regt zum Nachdenken an und Gesänge begleiten den Gang zum Heiligsten.
Ein wunderschöner Ort, der etwas außerhalb liegt und zu dem es mich trotzdem insgesamt 5 mal hingezogen hat, weil ich die Atmosphere so sehr genossen habe.
Leider ist fotografieren verboten! Handys, Kamera und Schuhe müssen vorher abgegeben werden.
Die Anlage ist sternförmig aufgebaut. |
To Do
Briyani Essen
Vellore ist scheinbar für sein Briyani, den Reis mit der besonderen Gewürzmischung, berühmt. Immer wieder sieht man Läden, die diesen verkaufen, bestimmt einen Versuch wert!
Chennai Silks und Panchaiyappas Silks
Diese beiden riesigen Klamottenläden ziehen sich über mehrere Stockwerke. Es gibt Saris in allen Farben, Materialien und Preisklassen. Außerdem natürlich auch alle anderen indischen Outfits und unzählige Stoffe für Hemden und Anzüge.
Noch dazu eine Klimaanlage... Das alles führt dazu, dass man für diese Läden schon immer mit einer Aufenthaltsdauer von 2h rechnen sollte. Die riesige Auswahl zieht einen in den Bann und bei den kühlen Temperaturen vergisst man die Zeit eh sofort!
Einen Anzug schneidern lassen
Oder eben einen Blazer, ein Dirndl usw.... Das alles kostet in Indien so gut wie nichts, da sowohl Material, wie auch die Dienstleistung einfach super billig ist. Und so maßgeschneiderte Sachen sind doch ziemlich schick...
To Sees machen
Einen Tempel besuchen, auf dem Fort spazieren oder aber auf der Wiese rumliegen und ein Buch lesen gehört auf jeden Fall zu jedem Vellorebesuch dazu!
Dazu noch bei den Straßenverkäufern Samosas oder Masala Poori essen und schon ist man im echten "Vellorefeeling" angekommen. Für mich immer wieder lohnenswerte Besuche in meiner Zeit, wo ich die Stadt dann doch wieder schön fand, auch wenn sich neben der Hitze auch der Smog im Kessel anstaut und einfach mal tief, frische Luft einatmen wohl einfach nicht möglich ist...
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