Während in Deutschland alle, wie jedes Jahr, von einem weißen Weihnachten träumten, die Christkindlmärkte die besinnliche Zeit und den Geschenke-Besorgen-Stress einläuteten und in jedem zweiten Haus eine kleine Weihnachtsbäckerei eröffnet wurde, bekam man hier überhaupt nichts von dem alljärlichen Trubel mit!
Der tamilische Winter brachte uns genauso, wie die Monate zuvor zum schwitzen und die täglichen Tempelgesänge, ab 4:30 weckten uns jeden Morgen "sanft" auf... (gerade also vom 15 Dezember bis zum 15 Januar findet nämlich der Pilgermonat statt, da in Tamil Nadu das neue Jahr begonnen hat.)
Viel Gedanken und Zeit für Weihnachtsstimmung blieben da natürlich nicht und erst 2 Tage vorher stellten Kira, meine Mitfreiwillige und ich entsetzt fest, dass wir langsam mal mit der Christmasplaylist anfangen sollte, welche dann umso exzessiver abgespielt wurde!
Soviel zum alljährlichen Trubel und den Vorbereitungen, der dieses Jahr bei uns eher spärlich ausfielen..
Und jetzt zum wichtigen Teil ;)
Weihnachten im Sari |
Kleine Bescherung, nochmal Danke and Andi, Selly und meine Family |
Das gute Essen war also schonmal da, und auch eine kleine Bescherung machten wir. Trotzdem habe ich bis heute noch nicht wirklich realisiert, dass das der Weihnachtsabend war, was wahrscheinlich vorallem an den ungewohnten 30 Grad, dem Ambiente unter Palmen und dem Fehlen des Tannembaum liegt... naja nächstes Jahr wieder und eine spannende Erfahrunge war es auf jeden Fall ! :)
Als nächstes Stand mit meiner Family eine kleine Rundreise durch Tamil Nadu an.
Silvester in Rameswaram am Meer |
Nochmal die 5 Rajas in Mahabalipuram |
Der Matrimandir in der Mitte von Auroville und die Gandhistatue an der Uferpromenade von Pondicherry.
Auroville ist eine "universelle" Stadt, bei deren Eröffnung
1968 wurde von Vertretern aus 124 Nationen und 23 indischen Staaten Erde in eine Urne gegeben, welche nun versiegelt im Zentrum steht.
1968 wurde von Vertretern aus 124 Nationen und 23 indischen Staaten Erde in eine Urne gegeben, welche nun versiegelt im Zentrum steht.
Der Tempel ist dem Gott Shiva, einem der drei Hauptgötter des Hinduismus gewidmet und komplett symetrisch gebaut. Dieser gefiel mir von denjenigen, welche wir besichtigt haben am besten!
Pilgerinnen tragen meist rote Saris und Pilger schwarze Röcke |
Trichy oder Tiruchirappalli liegt nur eine Stunde entfernt von Thanjavur. Hier besuchten wir das Rockfort, zu welchem man einige Stufen hinauflaufen muss und die Tempelstadt Srirangam, welche eigentlich ein riesiger Komplex aus mehreren Tempeltürmen ist, wobei in den Zwischengassen Menschen leben. Die Türme sind, wie bei vielen anderen Tempeln in Tamil Nadu, kunstvoll ausgearbeitet und mit unzähligen Figuren geschmückt.
Für Paul und mich gings dann noch einen Tag nach Kodaikanal, einer ehemals britischen Hillstation. Hier war es dann doch ziemlich kalt und nebelig und wir hielten uns deshalb mit ein bisschen Wandern warm. Neben dem See im Zentrum der Stadt besuchten wir auch verschiedene Aussichtspunkte, Wasserfälle und die berühmten Schockoladenfabriken der Region. Hier kauften wir dann natürlich auch gleich mal ein bisschen ein und dann gings einen Tag spät über Madurai nach Rameswaram, wobei Paul das erste Mal in den Genuss kam mit einem indischen Bus zu fahren, was mehr einem Abenteuer als einer gemütlichen Reise ähnelt. Denn die Busse überholen in Centimeterabständen und die Straßen sind oft noch sehr löchrig oder hügelig.
Die Pambanbrücke verbindet die Insel mit dem Festland |
Rameswaram ist eines der vier wichtigsten Pilgerziele Indiens, weil nach dem Epos Ramayana der Gott Rama (eine Inkarnation Vishnus), auf der Insel halt machte, um Shiva für seine Hilfe zu danken. Dieser hatte nämlich mit ihm seine Frau Sita aus der Gewalt eines Dämonen auf Lanka (Sri Lanka) befreit.
Rameswaram ist nämlich der Teil Indiens, von dem aus es am nächsten nach Sri lanka ist. Auf der Karte sieht es sogar so aus, als ob die Adamsbrücke (eine Festlandbrücke) die beiden fast verbinden würde.
Im Meer führen deswegen unzählige Pilger zu Gesängen Waschungen durch und auch im inneren des Tempel ist alles nass, da man dort in verschiedenen Brunnen, nach einem Ritual gesegnet wird.
Waschungen im Meer |
Außerdem gibt es in dem Tempel einen Tempelelefanten, von dem wir uns passend zum Neustart ins Jahr 2016 erstmal segnen ließen.
Neben den vielen, interessanten Orte, die ich auf dieser Reise sehen konnte, zeigte sie mir aber auch noch etwas ganz anderes. Nämlich eine andere Sichtweise auf das Land Indien, seine Menschen, Bräuche usw. !
Nachdem ich hier ja jetzt schon 5 Monate lebe, meine Halbzeit sozusagen also schon rum ist, fühle ich mich mittlerweile sehr wohl und auch irgendwo Zuhause. Auch wenn ich viele Seiten an Indien sehe, wo ich mir denke: "Das kann doch nicht sein, das muss man doch anders machen, da muss es doch eine Lösung geben.", habe ich gelernt das Land zu akzeptieren und mich an sehr viele Dinge gewöhnt.
Rangolibilder verkünden überall ein frohes neues Jahr |
"Es ist so laut! Wieso müssen die denn ständig hupen? Will uns der Taxi-/Busfahrer umfahren? Schau mal da ist schon wieder eine Kuh! Wieso liegt denn immer, überall Müll rum?" und "Warum stinkt es denn hier schon wieder so?", sind nur einige Beispiele, der Dinge, die ich nicht einmal bemerkt hätte!
Schaue ich nun aber in mein Tagebuch und lese die ersten Einträge, finde ich auch dort Verwunderung darüber, wie das Verkehrssystem hier funktioniert oder wieso man seinen Müll denn nicht einfach "richtig" entsorgen kann.
Deshalb hat mir diese Reise vor Augen geführt, wie sehr ich mich hier doch schon an alles gewöhnt habe und langsam dazugelernt habe, dass Sachen hier halt einfach anders funktionieren, weshalb sie nicht unbedingt besser oder schlechter seien müssen.
Nach einem Tag in Madurai und einem weiteren Tempel ging es dann mit dem Sleeperzug nach Vellore in mein Projekt. Dort zeigte ich ihnen den Ort und meine Arbeit.
Schon vor Weihnachten hatten wir angefangen mit den Schülern Hänsel und Gretel zu lesen, da wir dieses bis zu den Pongal-Feierlichkeiten als Theaterstück einstudieren wollten. Deshalb machten wir damit weiter, vergaben die Rollen, lasen die Geschichte nochmal und ließen die Schüler diese übersetzen.
In der Specialclass wurden dann kleine Keckshäuser alias Hexenhäusschen angefertigt, was den Schülern super viel Spaß bereitete.
Wie unsere kleine Aufführung verlief dann nächstes Mal ;)