Montag, 18. April 2016

Indische Klischees - Ich lebe einige nochmal so richtig



In Deutschland gibts nur Schweinsbraten, Weißwürste, diese komische Volksmusik und Menschen in diesen feschen Klamotten, Lederhosn und Dirndl.
Ach nein, das war ja Bayern..., nächster Versuch! 
In Deutschland essen alle Brot und Kartoffeln, schauen grimmig, sprechen eine Sprache, die immer böse klingt und unaussprechbar ist (Streichholzschächtelchen), sind immer pünktlich, sind fleißig und lieben Ordnung, Regeln und ihr Feierabendbier - eben das Land der Dichter und Denker.

So damit hätten wir dann alle Klischees über Deutsche mal bedient und nun zu den Indern bzw. zu Indien:
Alle sehen aus, wie frisch einem Bollywood-Movie entsprungen, mit ihren bunten Saris, sind mit Henna bemalt, machen Yoga, wackeln mit dem Kopf und verehren Ghandi. Außerdem ist es immer und überall laut und voller Chaos, ganz zu schweigen von den vielen Kühen, und es bekommt ja eh jeder Indienreisende Magenprobleme von dem scharfen Essen.
Das waren nur einige der urteilenden Aussagen über Indien....

Wie auch bei denen über die Deutschen, sind natürlich nicht alle wahr und lassen sich auf keinen Fall, auf jeden einzelnen und besonders nicht auf das ganze Land beziehen.
Aber sicher wird jeder Deutsche bei dem ein oder anderen Punkt ein wenig schmunzeln, weil er eben doch auf die breite Masse, oder denjenigen zutrifft, und so ist es auch mit einigen Klischees hier. Nämlich zumindest mit denen, die ich zur Zeit erlebe, die mir ins Auge springen und die ich selbst praktiziere!
 


Bollywood-Movies, Saris und Henna


Nicht umsonst schwärmen weltweit unzählige Frauen für diese farbenfrohe, traditionelle Kleidung. Auch wenn die Frauen in den Filmen meist etwas freizügiger unterwegs sind und es neben dem Sari noch einiges an typisch indischer Kleidung gibt, bin auch ich, nun zum Ende meines Aufenthalts nochmal so richtig im Shopping-Wahn und mittlerweile um 4 Saris und einen Half-Sari reicher! (Fotos folgen bald, wenn ich meinen Post über allgemein Kleidung hier schreibe!)
Dieses Stück Stoff, gibt es einfach in allen Variationen und ständig sehe ich Frauen auf der Straße, bei denen ich mir denke:"Den will ich auch!", gefährlich, wenn man für ein Teil nichtmal 5€ ausgibt... also zum Schluss nochmal richtig shoppen.
Einen Bollywoodfilm habe ich mir leider immernoch nicht angeschaut, aber das abzuleitende Klischee davon, dass alle Inder tanzen können, ist tatsächlich wahr. Das sieht man auch bei unseren Schülern regelmäßig. :)
Henna - ist diese braun,rot, grüne Paste und nicht umsonst eines der beliebtesten Mitbringsel nach Deutschland. Hier bemalen sich vorallem die Schülerinnen immer wieder und traditionell, werden Frauen immer zu Festen bemalt. Eine schöne Körperverzierung, die nach 5 Tagen auch wieder weg ist, alle an Indien denken lässt und auch meinen Körper, vorallem jetzt zum Ende hin, immer häufiger ziert.


und Vorderseite

Rückseite

uuund mal Füße zur Abwechslung

















Da hat Anne leider ein bissl reingetascht


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Yoga und das mit dem Kopf wackeln


Als indischer Nationalsport gilt keins von beiden, das ist Cricket!
Sicher würden die Inder aber jeden Wettbewerb im Kopfwackeln, sowohl was die Häufigkeit, aber auch die Eleganz angeht, gewinnen. Und auch Yoga stammt aus diesem Teil der Erde, weshalb auch alle Übungen Namen in der alten Sprache, Sanskrit tragen.
Das Kopfwackeln bedeutet so viel, wie "Ja!" oder "Ist ok.", und ist wirklich eine der Angewohnheiten, die alle Inder, ob Norden oder Süden praktizieren. Auch ich habe mir diese Bewegung angewöhnt, unbewusst, weil sie die Kommunikation unglaublich erleichtert. Das wird sicher lustig, wenn ich zurück zu Hause nur noch mit dem Kopf wackel, wenn ich eine Frage gestellt bekomme. ;)
Yoga gilt nicht nur als indische, philosophische Lehre, sondern wird auch als ganze Lebenseinstellung gesehen - "Art of Living" - wobei besonders hervorgehoben ist, jeden Moment bewusst zu er/leben.
Im Moment mache ich , zusammen mit meinen Mitfreiwilligen, jeden Morgen Yoga. Von 06:00-08:00 Uhr! Heute war die erste Stunde, und wir haben von Atemübungen (Pranayama), über Yogapositionen (Asanas) und Meditation alles gemacht. Auch wenns zwischendrin weh tat, war ich danach wacher, als gedacht.


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Surya_Namaskar_Sculpture_At_Indira_Gandhi_International_Airport,_New_Delhi.jpg
Suriya Namaskar - der Sonnengruß, eine einfache Abfolge von Asanas. Diese Statue steht am Flughafen in Delhi! (via Wikimedia Commons)


Gandhi, Huuup huup, Chaos und Kühe


Schlagwörter, von denen ganz sicher zumindest zwei aufgetaucht wären, wenn ich jemand auffordern würde auf einen Zettel mal alles zu schreiben,was ihr/ihm über Indien so einfällt.
Und ja, ich würde sagen, dass diese Klischees, Vorurteile oder wie man es auch nennen mag, auf jeden Fall zutreffen.
Auch wenn Gandhi nicht von allen als Nationalheld verehrt wird, ist er Omnipräsent. In jeder Stadt finden sich Statuen, mal im goldenen Käfig, mal ohne, mal klein, mal groß, mal aus Stein, meist aus Metall. Immer wieder habe ich außerdem seine Verfechter Reden schwingen hören. Also egal, was man auch über ihn hier denken mag, das ist meist nämlich gar nicht so einfach in Erfahrung zu bringen, sehe ich sein Abbild ziemlich oft und er sorgt immer wieder für Gesprächsbedarf.
 
File:Mahatma Gandhi Statue at Pune Railway Station.JPG
geschmückte Gandhistatue in Pune (via Wikimedia Commons)

Zu Huup huup, Chaos und Kühen muss ich nicht viel erklären!

Nur noch ergänzen durch LAUT. Denn leise wird es nie wirklich... einfach zu viele Menschen! Sogar hier im Dorf hört man immer Fernseher laufen, Frauen waschen oder Kinder beim schreien und spielen, ganz zu schweige von den Gesängen aus Kirche oder Tempel.
Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt und die Tuktuks drängen sich nicht nur in der Rushhour...begleitet von ganz viel gehupe und Kühen mitten auf der Fahrbahn.
Mir gelingt es mittlerweile zwar immer mehr in diesem Chaos einen Durchblick zu bewahren, doch werde ich es wohl trotzdem nie ganz verstehen. Aber das macht das Chaos ja auch aus und das indische Gewusel kann auf jeden Fall sehr sympatisch sein.
Auch leise wird es nie wirklich... einfach zu viele Menschen! Auch hier im Dorf hört man immer Fernseher laufen, Frauen waschen oder Kindern beim schreien und spielen.



Ausländer bekommen Magenprobleme


 Ja, auch dieses Klischee ist leider wahr. Mein Besuch, alle Freiwilligen und auch deren Besuch, sind nicht verschont geblieben. Jeder von uns hat sicher mehr Zeit auf der Toilette verbracht, wie er wollte. Durchfallmedikamente sind aus der Reiseapotheke nicht wegzudenken und wie den heute der Gang zum "stillen Örtchen" war, wird zum allgemeinen Gesprächsthema.
Also an alle Indieninteressierten, die über eine Reise nachdenken, Loperamid, Tannacomp o.Ä. nicht vergessen!




Noch ein letztes Mal: Henna! ;)
So, das waren einige der gängigen Klischees über Indien, die hier aber auch tatsächlich viel gelebt werden, also "wahre Klischees", Erlebnisse oder Erfahrungen.
Ich selbst merke, wie ich viele von diesen, wie das Bemalen mit Henna, das Tuktuk Fahren oder aber auch das Tragen der typischen Kleidung nun nochmal richtig auskoste, wo es nun doch langsam, aber unausweichlich immer näher dem Ende zu geht!








Dienstag, 12. April 2016

Ein Hol(i)y Trip

Von der vollen indischen Hauptstadt, Delhi, dem gegenseitigen Farben bewerfen zum größten Festival Nordindiens, bis in die heilige Stadt Varanasi, mit ihren Totenverbrennungen und Zeremonien. Eben ein ganz besonderer Hol(i)y Trip!

 


Von Vellore nach Delhi ist es circa so weit, wie von München nach Madrid, nämlich 2000 km. Also ab mit uns in den Flieger und 2 einhalb Stunden später waren wir auch schon da. In der Stadt mit einer der höchsten Luftverschmutzungen weltweit, einem schönen Fort und einer quirlligen, hupenden Altstadt.
Aber vorallem in der Stadt, die als der perfekte Partyort für Holi, wohl das bekannste Festival Indiens, gilt. Im Süden wird dieses eigentlich fast gar nicht celebriert und so stand außer Frage, dass es für uns zu diesem besonderen Event in den Norden geht. Nach Delhi eben.

Holi geht auf eine alte, indische Geschichte zurück:
"Prahlada, ein Prinz wurde von seinem Vater aufgefordert ihn, anstatt der Götter zu verehren. Nachdem dieser sich weigerte und auch allen, sich anschließenden Mordversuchen seines Vaters mit Hilfe des Gottes Vishnu entkam, entschied sich dieser zu einer List. Seine Schwester Holika, die einen magischen Mantel zum Schutz gegen Feuer besaß, sollte mit dem Jungen in die Flammen gehen. Er sollte sterben und sie unbeschadet wieder aus den Flammen heraustreten. Als sie dieses jedoch tat, wurde der Mantel von ihren Schultern, auf die des Prinzen geweht. Holika verbrannte im Feuer, während Prahlada überlebte. Daraufhin ergab sich der König vor diesem. Gut siegte über Böse."

Am ersten Tag des Festivals werden deshalb Feuer gezündet und eine Figur aus Stroh, die Holika darstellen soll, verbrannt.
Am zweiten bewerfen sich alle gegenseitig mit Farben und Wasser, welche symbolisch immernoch für 'Holikas Asche stehen. Gleichzeitig sind an diesem Tag. aber auch alle sozialen Schranken aufgehoben.

Am 24. März war es soweit. Schon früh morgens begann auf Delhis Straßen eine riesige Party. Vor die Tür gehen gehen und sauber bleiben? Keine Chance! Also rein in die alten Klamotten und ab gehts.
Kaum hatten wir die Wohnung verlassen, wurden wir von Kindern von oben mit Wasser beworfen. Die Farbe folgte an der nächsten Wegbiegung und schon waren wir alle schön Pink!
Unser Ziel letztendlich: das Holimoo-Festival, das größte und beliebteste in Delhi, was vorallem den Vorteil hat, dass mit organischen Farben geworfen wird. 5min da und schon waren wir alle kunterbund, was weder das abtauchen im Planschbecken dort, noch die Dusche danach irgendwie wieder ändern konnten.
Bei mir ist eine Pinke Strähne bis heute geblieben und erinnert mich immer wieder an diesen großartigen Tag!


File:Holila Dahan(Bonfire a night before the holi festival.India) 01.JPG
Ein "Holikafire" am Vortag, leider nicht von mir, sondern: By Viraj J Narkar (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Schön bunt auf dem Festival


Vom riesigen Holi-Festival weiter in die "Holy City" Varanasi...

 

Benaras [Varanasi] was famous before Rome was known, and for many centuries has claimed and gained the homage of every devout Hindu. Its rivers, its temples, its banks, are known and revered throughout India. Its very air and soil are counted holy. Residence in the city ensures salvation, death there makes salvation doubly sure." - Reverend Charles Phillips Cape

Dieses Zitat kann vielleicht ein bisschen beschreiben, was für ein besonderer Ort Varanasi, die heilige Stadt am Ganges, ist.
Hier waschen sich Lebende im heiligen Fluss, um von allen Sünden rein zu werden, während gleichzeitig die Asche der Toten, welche am Ufer verbrannt werden, in den Ganges versenkt wird. Für mich als außenstehende ein Ort zum Staunen, mit seiner ganz eigenen Magie.

Zweimal sind wir dort um 5 Uhr morgens aufgestanden, um die unglaubliche Stimmung zum Sonnenaufgang zu erleben. Den Pilgern und Bewohnern bei ihrem Bad, aber auch dem Wäsche waschen zuzuschauen, die Promenade entlang zu laufen und die spezielle Feuerzeremonie am Assi Ghat (dt.: Treppe zum Gewässer) zum Sonnenaufgang zu beobachten.
Dreimal haben wir uns mit dem Boot über den Ganges fahren lassen. Mit den ersten Sonnenstrahlen den Weg zurück, zur nächtlichen Puja-Zermonie und um die Verbrennungen vom Fluss aus zu beobachten.
Einmal saßen wir bestimmt eine Stunde lang am Manikarnika Ghat und konnten unsere Blicke einfach nicht von den Körpern wenden, welche nach und nach im Feuer verbrannten, bis erstmal nur noch Füße und zum Schluss Asche übrig waren.

Was für außenstehende unvorstellbar klingt, habe ich als weniger schlimm, als erwartet empfunden!
Die Leichen werden zum Ufer getragen und dort, je nach Kaste, auf eine bestimmte Ebene, neben dem schon aufgestapelten, genau abgewogenen Holzstapel gelegt. Das Holz müssen die Angehörigen kaufen und es überdeckt den Gestank der verbrennenden Körper. Außerdem muss es genau reichen, bis der ganze Körper verbrannt ist, damit das Ganze auch wirklich heilig ist.
Die Asche wird dann in den Ganges getragen. Diese Zeremonie gilt als sehr heilig und soll dafür sorgen, dass der verbrannte Mensch direkt aus dem Kreislauf entlassen wird und sozusagen ins Paradies darf.

Mich persönlich hat das Thema Tod dort viel weniger getroffen, als vorher angenommen. Mehr Mitleid, wie mit Toten oder Angehörigen, die typisch indisch keine große Trauer in der Öffentlichkeit zeigen, hatte ich mit den Arbeitern, die aus der untersten Kaste stammen und fabrikmäßig, im Rauch den ganzen Tag, wie am Fließband, Körper verbrennen oder Holzhacken.
Zwischendurch laufen Kühe, Hunde und Ziegen...


Die Pujazermonie vom Boot aus (von einer Traube anderer Boote umringt)

Ein Ghat mit heiligen Zeichen

Die Verbrennungen von weiter weg, dort darf man eigentlich keine machen, wer aber trotzdem Bilder sehen will einfach mal "burning ghat Varanasi" bei Google Bilder eingeben ;)

Die Stimmung beim Sonnenaufgang. Mit diesen Booten wurden wir rumgefahren



So spürt man zwar in Varanasi durchgehend, wie besonders die Stadt ist, welche Bedeutung sie für die Hindus hat und wie der uralte Glaube hier verankert ist. Doch laufen die Verbrennungen, dann viel "unheiliger" ab als angenommen. Bestimmt für manche, die sich noch nicht so lange in Indien aufhalten, erschreckendere Bilder, als für mich.
Denn ich habe mich mittlerweile dran gewöhnt, dass das Leben und so eben auch der Tod hier sehr öffentlich stattfinden!


Mittwoch, 6. April 2016

Die meistgesagtesten Sätze

Schon fast 8 Monate sind nun vergangen und ich errinnere mich noch zu gut an meine Ankuft und wie 9 Monate eine ewig lange, kaum vorstellbare Zeitspanne darstellten. Diese ist gerannt und gleichzeitig doch irgendwie unglaublich lange. Fühlt es sich auf der einen Seite so an, als wäre man erst seit 3 oder 4 Monaten hier, hat man aber auf der anderen Seite so viel erlebt, dass man damit auch Jahre füllen könnte.
Kaum verwunderlich ist es auf jeden Fall, dass jetzt die Gedanken auch immer wieder zur anstehenden Heimreise und nach Zuhause abschweifen. Man merkt, wie man viele Dinge mehr vermisst, als man dachte - Freunde, Familie, Haustiere.... - , und die Vorfreude wird immer größer. Trotzdem möchte man eigentlich mit dem Kopf noch voll da sein und die letzte Zeit nochmal richtig auskosten, eben so viel mitnehmen und erleben wie möglich ist.
So ist es, in Anbetracht dieses Zwiespaltes, nicht besonders verwunderlich, dass die beiden Sätze, die man im Moment am meisten aus meinem Mund und dem meiner Mitfreiwilligen Kira hört, sind:


Das werde ich vermissen!

und

Darauf freue ich mich!

Der Schneider um die Ecke


Hier mal eine kleine Zusammenstellung von beiden:

Das werde ich vermissen reicht von den Tieren überall und dem auf eine ganz besondere Art "friedlichen" Miteinander, was nicht heißt, dass es besonders ruhig ist, über die indische Kultur mit ihrem Essen und den Farben, bis zu den meist eher notdürftig gesicherten Verkehrsmitteln...
  • Kühe überall - und schon kann man sich nach knappen 8 Monaten nicht mehr vorstellen, dass es nicht normal ist, wenn plötzlich eine Kuh um die Ecke kommt, so schnell gehts!
  • Handeln und die billigen Preise - Was, wenn der Taxifahrer sagt, dass es 50€ kostet, fange ich nicht erst mit 25€ an, um mich dann auf 30€-40€ zu einigen ? (Hier natürlich alles in Rupie) Das wird sicher komisch, genauso, wie dass beispielsweise eine 10kg Wassermelone gerade mal 2€, eine 3stündige Busfahrt 1,20€ usw. kostet.
  • weniger Sicherheitsmaßnahmen bei Verkehrsmitteln -  Jeder Asienreisende wird mir sicher zustimmen, dass man die offenen, luftigen Tuktuks/Rikschas nach Deutschland importieren sollte. Außerdem macht auf einen losfahrenden Bus oder Zug aufspringen einfach Spaß, was natürlich nur hier möglich ist, da alles langsam lostukert und keine Türen besitzt.... bei uns unvorstellbar
  • indische Offenheit und Freundlichkeit - Die meisten Menschen strahlen dich an und auch eine Einladung zum Essen, egal ob man mit der Person schonmal ein Wort gewechselt hat oder nicht, gibt es bestimmt wöchentlich. Bei uns sind viele für diese kleinen Freundlichkeiten, wie z.B. sein Umfeld anzulächeln, leider zu beschäftigen.
  • das Essen - Auch, wenn fast in jedem indischen Essen irgendwie Reis verarbeitet ist, ist es unglaublich lecker und total vielseitig. Die verschiedenen Chutneys, Soßen, Streetfood/Snacks und natürlich der tägliche, pappsüße Chai-Tee sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
  • indische Farben, Stoffe und Kleidungsstücke - Tragen bei uns viele Businessleute gedeckte Farben, leuchten einem auf indischen Straßen alle Farben entgegen. Weiße oder schwarze Saris sieht man gar nicht, dafür leuchtende Farben, mit verschiedenen Mustern überall. Und Nighties oder auch die weiten "Gammelhosen", die wir hier tragen sind einfach super bequem.
  • alles um die Ecke kriegen - Wir leben auf dem Dorf und man bekommt alles im Shop gegenüber. Vorallem bei einer Durchschnittstemperatur von 40 Grad, wirklich unentbehrlich. 
  • Wochenendtrips ans Meer - Mahabalipuram, Pondicherry usw. sind wunderschöne Orte, und auch diese sind ein bisschen Heimat geworden und werden mir fehlen.
  • die Kinder - Zum Schluss die beiden wichtigsten Punkte! Die Schüler sind mir wirklich alle ans Herz gewachsen und ich kanns mir nicht vorstellen, nicht wenigstens einmal am Tag ein "Miss, Miss, Hello Miss" zu hören.
  • die Familie - Auch mein Leben ohne Manjula, Priya oder Anne zu führen, die sich immer kümmern oder einen zum lachen bringen, ist nicht mehr denkbar im Moment. Sie werden mir hundertprozentig unglaublich fehlen !!




Lemon Rice und Idly (Reisbällchen)


indische "Gewürze"
















und die in Project 2 (Vormittags)


Meine Medels in Project 1 (Nachmittags)





















Als "weiße" immer Attraktion

Nun, darauf freue ich mich:
  • Kälte - Auch wenn in Deutschland dann Sommer ist, ist im Gegensatz zu den täglichen 40-45 Grad hier alles kalt... und Häuser sind isoliert, also kein dauerhaftes Schwitzen mehr,   Juhu !
  • Sauberkeit und Haushaltsgeräte                                                - Den Staub aus der Wohnung kriegen (Staubsauger) oder
    die Klamotten einfach in die Waschmaschine schmeißen, ist/wird nicht nur angenehm, sondern auch super zeitsparend. Außerdem gehört in diesen Punkt auch noch mit rein, dass nicht überall Müll rumliegt und man in der Früh einfach mal aufstehen kann, sich vor die Tür stellen und frische Luft einatmen. Ein echter Luxus, den man normal überhaupt nicht wertschätzt.
  • Trinkwasser aus dem Wasserhahn und eine verstellbare Dusche von oben - Viel mehr gibt es da auch nicht zu sagen. Von dem Wasser hier wird man auf jeden Fall krank, dass trinkt niemand und geduscht wird seit Monaten aus dem Eimer, warm oder kalt, was eben grade so rauskommt.
  • ein bequemes Bett und kein Ventilator über Nacht - Sind auch Luxus, über den wir normal nicht nachdenken, mein Rücken aber seit
    Indien sehr viel.
  • Sport machen dürfen und anziehen, was man will - Für Frauen sind die Möglichkeiten, was Bewegung angeht sehr eingeschränkt, da sie keinen Sport mit Männern zusammen machen dürfen. Außerdem ist die strenge Kleiderordnung für Frauen, mit den Saris, Churidas usw. zwar farbenfroh, aber auch oft viel zu warm oder
    eben nicht das worauf man gerade Lust hat. Einfach wieder frei aus dem Kleiderschrank wählen zu können, wird zwar sicher wieder ein wenig nervenaufreibender ;), aber auch super Spaß machen.
  • das Essen - Auch, wenn die Gerichte hier vielseitig ist, kommt man nicht drum herum Pasta, Pizza, Döner, Salat, oder natürlich auch die bayrische Küche mit ihrem Schweinsbraten, ganz zu Schweigen von dem deutschen Brot zu vermissen!
  • egal wie lange draußen sein dürfen, nicht durchgehend gestalked werden oder eben "Foreigner" sein - Meine persönliche Freiheit, die in Deutschland wieder viel größer sein wird, ist einer der Punkte, auf den ich mich am
    allermeisten freue. Denn da steht in keinem Mietvertrag, dass ich um 9 Zuhause sein muss, ich
    muss mich nicht jedes Mal bei der Polizei abmelden, wenn ich wohin fahre und es deuten sicher auch keine Menschen mehr auf mich, während sie Foreigner schreien.
  • Familie, Freunde und Pferd - Ein Punkt, zu dem man nicht viel sagen muss. Sie fehlen mir alle und ich bin natürlich glücklich, wenn sie wieder Teil meines Lebens sind!


Die Eimer im Bad

2 dünnen Matratzen, aber immerhin ein Bett ;)


Das Osterfrühstück bei Papa, Neid !




Wenn man die Liste so betrachtet, stellt man fest, dass es ca. gleich viele Punkte sind. Einige davon auf beiden, wo man auch deutliche Unterschiede erkennt, die man auf der einen Seite zu schätzen weiß, auf der anderen Seite aber auch nicht für immer seien müssen. Sie zeigen auch meinen eigenen Zwiespalt auf, mit dem Kopf hier sein zu wollen, die Zeit genießen zu wollen, aber auch nicht die Vorfreude unterdrücken zu wollen.

Auf jeden Fall, hat sich ein wichtiger, persönlicher Wunsch für meinen Freiwilligendienst erfüllt:

Ich habe viele, alltägliche, zuvor ganz normale Sachen unglaublich zu schätzen gelernt!