Montag, 15. Februar 2016

Ein ganz normaler Tag

07:47 Uhr: Der Wecker klingelt das erste Mal, noch viel zu früh, erstmal weiterdrücken
08:08 Uhr: Der Wecker klingelt jetzt schon zum dritten Mal, hilft ja nichts, also doch aufstehen..

ab Zähne putzen und schnell in irgendein (möglichst bequemes,) indisches Outfit schmeißen, schnell auf den Plan gucken was ansteht und vllt noch das ein oder andere Arbeitsblatt kopieren/einstecken

08:30 Uhr:
Die erste Tution in der Panchayat Union Middle School:
  • ein Spiel (10 Minuten), um ins Englische reinzukommen oder sich auszutoben - I pack my suitcase, wordending game, ABC game, fire/water/sand, animal catching...
  • Anwesenheitskontrolle (Häckchen, L=late oder A=absent)
  • dann wird die Gruppe in A & B Group aufgeteilt, und jeweils einer der Freiwilligen geht mit Gruppe A in einen anderen Raum. (Die Gruppen sind nach Können eingeteilt, wobei Gruppe A die Bessere ist. Diese Einteilung erfolgte zu Beginn unseres Aufenthalts durch einen General Knowledgetest, der sowohl Schreiben, wie auch Vorlesen und Reden beinhaltete)
  • nun der richtige Unterricht: in den verschiedenen Gruppen, werden abwechselnd Grammatikthemen, Vokabeln, Dialoge oder Lesen geübt. Was in welcher Woche durchgenommen werden soll, besprechen wir Lehrer zuvor bei gemeinsamen Treffen, wo dann auch der Unterricht vorbereitet wird.                                                                                          Außerdem ist jeden Freitag "Special Class", über die ich ja schonmal geschrieben habe (Malen, Tanzen, Singen, Puzzeln, Stories usw.)
! Seit 2 Wochen dürfen jetzt neben Schülern der 8ten Klasse auch Schüler der 6ten und 7ten kommen, weshalb wir gerade immer große Gruppen haben und grundsätzliche Sachen, wie Introduction oder Tenses erstmal wiederholen. Die 8 Klässler haben viel Spaß es den jüngeren Schülern zu erklären !

09:30 Uhr: Prayer im Schulhof und somit auch Tution ist vorbei, erstmal zu Manjula frühstücken...

Das Projekt liegt in der Hand einer Familie, wobei Manjula Vorsitzende ist und Priya, ihre Tochter, selbst als Lehrerin arbeitet. Hier kriegen wir, immer wenn wir wollen, sehr gutes, typisch indisches Essen. Meist gibt es Idly (Reisbällchen) oder Dosa (Reispfannkuchen) mit Chutney zum Frühstück. Gegessen wird mit der rechten Hand, auf dem Boden (die Linke ist "schmutzig").

10:00 Uhr: Zwischen 10:00 Uhr und 10:30 ist unser Frühstück, nach dem Genuss von einem Masala Chai Tee abgeschlossen und es geht zurück in die Wohnung.

10:30 - 11:00 Uhr: Vorbereitung, was man denn im Kindergarten so machen könnte

11:00 Uhr: Ab in den Kindergarten... hier machen wir mit den 2-4 Jahre alten Kindern, irgendetwas was Spaß macht, und oft sogar was, bei dem man noch was lernen kann ;)
  • die Session beginnt mit dem Good Morning Song : Good morning, good morning, good morning to you! good morning, how are you ? I am fine, thanks, and you?
  • dann gehts weiter mit dem eigentlichen Programm: Kästchenhüpfen mit Wochentage aufzählen, Tiere nachmachen und die Englischen Namen dazu sagen, Bilder malen und Faben lernen, Deko basteln, Kreistänze, Trommelkreise ....
  •  und endet wieder mit einem Song, dem Thank You Song: Thank you for listening, thanks to you too. Thank you and Nandri (Tamilisches Wort für Danke), I learned something new!

11:30 Uhr: Wir sind wieder Zuhause, in unserer Wohnung und haben jetzt Zeit bis 15:00 oder 16:00 Uhr, zum:
  • Blog schreiben ;)
  • oftmals Schlafen, das tut man in Indien irgendwie, wirklich mehr als in Deutschland (, ein Beispiel an den Indern hier genommen). Liegt bestimmt auch daran, dass es dauernd zwischen 30 und 40 Grad hat...
  • die Facebookseite des Projekts updaten (https://www.facebook.com/gyan.shenbakkam/?fref=ts)
  • unsere Arbeit dokumentieren (großes, grünes Buch, in das jede Woche reingeschrieben wird, was wir so gemacht haben)
  • Wäsche waschen bzw. am Boden, per Hand schrubben
  • Wohnung sauber machen (der Kampf gegen den Staub ist eine "never ending story" in Indien und man muss mindestens jeden 2ten Tag durchfegen)
  • Freunde treffen, entweder die anderen Freiwilligen, die noch in Vellore sind oder indische Studenten/Studentinnen vom VIT College
  • Einkaufen gehen
  • die Folge einer Serie gucken (zur Zeit bevorzugt "House of Cards" ;) )
  • Sport machen (natürlich nur innerhalb der Wohnung, weil 1) draußen zu warm und 2) machen Inder bei uns sowas wie Joggen gehen nicht)
  • Schwimmen gehen in unserem kleinen Swimming Pool in Shenbakkam
  • Reisen planen
  • Skypen/ Telefonieren
  • Essen
  • Tests korrigieren
  • Unterricht vorbereiten/Material kopieren

15:00 Uhr: kommt einmal die Woche (meistens Dienstags) Sindu, die Lehrerin mit der ich Nachmittags unterrichte, um den Unterricht vorzubereiten und zu besprechen
16:00 Uhr: fertig machen für Tution 2 mit den Schülern der A.D.W. Middle School, die momentan in den Kindergartenräumen stattfindet. Also wieder rein in die indischen Klamotten - weil lange Hose und Oberteil sind natürlich, trotz unmenschlichen Hitzen, Pflicht, aber man gewöhnt sich ja an alles!
Wieder Material und die Computer schnappen und los gehts ...

16:30 Uhr: Die Nachmittags Tution beginnt, ablaufen tut sie eigentlich, wie die Morgens, nur das es drei Gruppen gibt:
  • ein Spiel (10 Minuten)
  • Anwesenheitskontrolle (Häckchen, L=late oder A=absent)
  • dann wird die Gruppe in A, B & C Group aufgeteilt
  • nun der richtige Unterricht - mal einige Beispiele (ich habe Group A, also die besten Schüler nachmittags):                                                                                                                                   - Vergleich zwischen Deutschland und Indien (Bevölkerung, Sprache, Verhalten...) mit anschließendem Dialog, wobei jeweils eine Schülerin eine Deutsche und die andere eine Inderin war                                                                                                                                      - Listening einer Rede über Environment mit Besprechung und Spezialwortschatz                     - Grammatik: Wie werden Fragen und Antworten in den verschiedenen Zeiten gebildet
17:30 Uhr: Die Englisch Tution ist beendet und die Hometution/ der Computerunterricht beginnt. (Dieses Projekt haben wir jetzt vor einer Woche wieder gestartet und es findet im Gegensatz zu den anderen nur Montags bis Donnerstags statt --> nicht Mon.-Fr.)

Zur Nachhilfe kommen Schüler aus beiden Schulen in die Kindergartenräume. In einem der beiden Räume halten wir den Computerunterricht, bei dem die Schüler den grundsätzlichen Umgang mit einem Laptop und Standartprogrammen, wie Word, Powerpoint, Exel usw. lernen. Hier haben wir an jedem Tag eine andere Gruppe, so dass bis zum Ende der Woche, alle interessierten Schüler einmal dran waren. In der selben Zeit bekommt der Rest der Gruppe von den tamilischen Lehrerinnen (Priya, Sindu und Sonja) Nachhilfe in den Fächern, in denen sie Schwierigekeiten und/oder Fragen haben (Sience, English, Maths, Tamil, Social Sience).

18:30 Uhr: der Unterricht ist vorbei und wir bringen den Laptops wieder Nachhause, wobei die Lehrerinnen die Schüler sicher bis zu Manjulas Haus begleiten, wo sie ihre Schultaschen abgestellt haben und noch kleine Snacks zur Belohnung kriegen.

19:00 Uhr: Das General Meeting mit den Lehrerinnen, Manjula und uns, den Freiwilligen, findet jeden Montag statt. Dort werden Probleme oder neue Ideen gemeinsam besprochen (ungefähr bis 19:30). 
Gleich im Anschluss oder eben gegen 19:00 Uhr, wenn kein General Meeting ist, sind wir wieder in Manjulas Hütte zum Abendessen. Es gibt eigentlich immer Reis mit irgendeiner Soße und danach wieder Chai.

20:00 Uhr: wir sind wieder Zuhause und erledigen alles, was wir zwischen 11:30 und 15/16:00 Uhr nicht geschafft haben, wobei vorallem das Serien schauen, Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten, Wäsche waschen und Skypen (Zeitverschiebung = 4,5 Stunden nach Deutschland), meist in diese Zeit fällt.

22:30 Uhr: je nach Laune ein bisschen Joga, nur Dehnen oder Entspannungsübungen und dann langsam ins Bett

23:00 Uhr: Ja, wir habens ins Bett geschafft und noch über 8 Stunden Schlaf, wenn wir jetzt unser Handy weglegen ;)


So das wars, so läuft ein normaler Tag unter der Woche ab. Am Wochenende sind wir entweder weg (so circa jedes zweite Wochenende gehts ans Meer oder irgendwelche anderen, nahen Orte besichtigen) oder sind hier, schlafen aus und erledigen anstehende Sachen, wie Regale oder Ordner (dieses Wochenende z.B.) sortieren, gehen auf Functions usw. 
Man findet auf jeden Fall immer etwas zu tun !

Freitag, 12. Februar 2016

Zwei Stunden



... lang gingen unsere Pongal Feierlichkeiten am Freitag den 8ten Januar. Eigentlich ist das tamilische Erntedankfest Pongal ja am 15ten Januar, aber nachdem unsere Schüler da alle frei haben, zogen wir unsere eigene kleine "Function“ etwas vor.


Bildergebnis für pongal cooking
Pongal ist das Festival Tamil Nadus, denn es stellt den Beginn des Monats Tai dar und schließt den vorher gehenden Pilgermonat ab. Im Zuge dessen wir auf unsere Reise über Weihnachten von unzähligen, in rote Saris gewickelten Frauen und nur schwarze Wickeltücher tragenden Männern begleitet worden waren. Und auch der Gesang um 4:30 Uhr JEDEN Morgen im Tempel direkt vor der Wohnung hatte uns an die Heiligkeit und Feierlichkeit erinnert.
Insgesamt dauert das Festival zwar 4 Tage, aber der eigentliche und wichtigste Pongaltag ist immer am ersten Tag des neuen tamilischen Monats. Hier wird dann auch die gleichnamige Speise, Pongal, gekocht bzw. zum Überkochen gebracht, was für Glück, Wohlstand und Überfluss steht.
Pongal ist eine Mischung aus Reis, frischer Milch und Sirup aus dem Palmzucker. Nedem dem großen Topf, in dem die Speise auf offenem Feuer zubereitet wird stehen Zuckerrohrstangen.

So viel zu dem traditionellen Hintergrund unserer "Function" !

Bei der Feierlichkeit selbst führten die Schüler erst das zuvor erprobte Theaterstück "Hansel und Gretel" auf. Zuzusehen, wie viel Spaß es ihnen bereitete, ihren auswendig gelernten Text aufzusagen und ein bisschen zu schauspielern, bereitete uns Lehrerinnen natürlich allen große Freude und erfüllte uns vielleicht sogar ein bisschen mit Stolz!

Gruppe 1:"The birds have eaten all the bread"

Gruppe 2: "This tastes delicious"


 
Danach führten sie noch indische Tänze auf, die alle Kinder eh (bewundernswerterweise) im Schlaf können. Nachdem auch wir eine kleine Tanzvorstellung abgegeben hatten, bekam jeder eine Brotzeitbox mit Kuchen, Banane und Snacks gefüllt vom Projekt geschenkt. So endete unsere kleine, interne Feier.







Und die Jungs
Die Medels der 6ten Klasse beim Tanzen


Alle Lehrerinnen im Sari













Geschenke überreichen


















... dauert es aber auch um von den Stränden Sri Lankas bis in die Bergregionen zu kommen.



Am Samstag ging es nämlich für mich schon wieder los, diesmal Papa auf Sri Lanka treffen. Also ab in den Bus nach Chennai und von dort weiter mit dem Flieger nach Colombo!

Ein bissl Heimat !
Sri Lanka ist zwar nur ungefähr so groß, wie Bayern, gehört aber trotzdem sicher zu den facettenreichsten, faszinierensten und auf jeden Fall auch schönsten Orten dieser Welt. Ähnelt die Freundlichkeit und auch das Aussehen der Bewohner doch ziemlich dem der Inder im Süden Indiens, unterscheidet sich die Insel was Sauberkeit, aber auch Bevölkerungsdichte angeht, doch gravierend vom benachbarten Festland.
Angekommen verbrachten wir erstmal zwei Tage an den Traumstränden der Westküste und verputzten Weißwürste mit süßem Senf und Plätzchen zum Frühstück, was vorallem bei mir (nach  langem Entzug) doch zu ziemlicher Zufriedenheit führte.
Dann begann unsere Rundreise, die abwechslungsreicher wohl nicht hätte seien können! Von zwei Nationalparks (einer im Norden und einer im Süden), über die kulturellen Stätten in Sigiriya, Kandy und Galle, über die Zugfahrt der wohl schönsten Strecke Asiens, über den Besuch einer Teefabrik, über Whale- and Dolfinwatching in Mirissa, bis hin zu den Stränden und Schnorchelplätzen in Hikiduwa, sahen wir wohl so viel, wie in den knapp bemessenen 9 Tagen irgendwie möglich war.




Wilpattu Nationalpark: Beeindruckende Natur
leere Strände in Negombo



Zahntempel in Kandy...
...ganz aus Holz






 





















Auf dem Monolith Sigiriya (= Löwenfelsen) befinden sich die Ruinen einer historischen Felsenfestung. Diese wurde um 500 n.Chr aus Angst des Königs vor der Rückkehr des rechtmäßigen Thronfolgers erbaut.











Wusstet ihr, dass der Inhalt von Teebeuteln eigentlich nur der Abfall ist, der bei der Verarbeitung der Teeblätter entsteht?

Das und auch sonst alles über das Trocknen und die Verarbeitung der Teeblätter erfuhren wir in einer Teefabrik in Kandy. Sri Lanka ist berühmt für seine Teeplantagen und seinen Tee, weshalb wir es uns dann natürlich nicht verkneifen konnten auch einige Packungen zu kaufen.










Einige Aufnahmen auf der Zugstrecke von Kandy bis Ella!

Mit dem blauen Bummelzug gehts durch die Berge und Teeplantagen.
Ich bin immernoch verliebt in diese magische Strecke...
















Backpacking mit meinem alten Herrn
Die Wasserfälle in Ella




















Auf Safari die wilden Tiere beobachten:

Eine auf uns zustürmende Elefantenkuh
und ihr Baby, dass sich mit Staub bewirft

Ein Pfau schlägt sein Rad für uns




















neugierige Schildkröte


Büffelherde mit Vöglein auf dem Rücken







Affen beim Entlausen













Whalewatching in Mirissa

Walflosse...

... und -rücken
Sonnenuntergang an der Westküste


Cheese aus dem Tuk Tuk
Zurückgelegt haben wir die Strecken mit Bus, Bahn und natürlich Tuk Tuk. Über dieses billige, über all in Asien genutze Verkehrsmittel haben sich vorallem mein Vater und Lisa sehr gefreut, nachdem man immer rausschauen kann und gleichzeitig eine frische Brise abbekommt ;)

Nach einer Verspätung meines Fluges von 4 Stunden gings dann wieder zurück nach Indien. Zwei Tage später, zu meinem Geburtstag, kamen dann auch Papa und Lisa das Dorf, mein Projekt und mein Leben hier besuchen.






... sind eine sehr kurze Zeitspanne verglichen mit den 19 Jahren, die ich jetzt schon "alt" bin!

 

Morgens: Sari Nummer 1
Denn am 21ten Januar feierte ich, wieder zurück in Shenbakkam, meinen Geburtstag. In der Früh schnell in den neu geschenkten Geburtstagssari eingewickelt und dann ab zum Unterricht, wo die Schüler ein kleines Ständchen vortrugen. Darauf folgte ein normaler Arbeitstag, der aber dann von dem gemeinsamen Kuchenessen Abends abgeschlossen wurde, auf indische Art.... was heißt alle Anwesende der Reihe nach mit Kuchen zu füttern, mit viel Lachen begleitet.
Kindergarten: Sari Nummer 2
Insgesamt war das zwar ein ziemlich ungewöhnlicher Geburtstag, der aber, obwohl mir alle in Deutschland ein bisschen gefehlt haben, sehr schön war ! :)

Anne und ich beim Kuscheln





So viel zu den letzten Wochen...die Zeit hier vergeht unglaublich schnell und ich kann es immer gar nicht fassen, wie lange der letzte Eintrag schon wieder her ist. Aber nicht nur das, sondern vorallem die Tatsache, dass heute genau 6 meiner 9 Monate schon rum sind. Also jetzt nochmal Endspurt sozusagen und bald wieder mehr von meinem Leben hier ;)