Schon fast 8 Monate sind nun vergangen und ich errinnere mich noch zu gut an meine Ankuft und wie 9 Monate eine ewig lange, kaum vorstellbare Zeitspanne darstellten. Diese ist gerannt und gleichzeitig doch irgendwie unglaublich lange. Fühlt es sich auf der einen Seite so an, als wäre man erst seit 3 oder 4 Monaten hier, hat man aber auf der anderen Seite so viel erlebt, dass man damit auch Jahre füllen könnte.
Kaum verwunderlich ist es auf jeden Fall, dass jetzt die Gedanken auch immer wieder zur anstehenden Heimreise und nach Zuhause abschweifen. Man merkt, wie man viele Dinge mehr vermisst, als man dachte - Freunde, Familie, Haustiere.... - , und die Vorfreude wird immer größer. Trotzdem möchte man eigentlich mit dem Kopf noch voll da sein und die letzte Zeit nochmal richtig auskosten, eben so viel mitnehmen und erleben wie möglich ist.
So ist es, in Anbetracht dieses Zwiespaltes, nicht besonders verwunderlich, dass die beiden Sätze, die man im Moment am meisten aus meinem Mund und dem meiner Mitfreiwilligen Kira hört, sind:
Das werde ich vermissen!
und
Darauf freue ich mich!
Hier mal eine kleine Zusammenstellung von beiden:
Das werde ich vermissen reicht von den Tieren überall und dem auf eine ganz besondere Art "friedlichen" Miteinander, was nicht heißt, dass es besonders ruhig ist, über die indische Kultur mit ihrem Essen und den Farben, bis zu den meist eher notdürftig gesicherten Verkehrsmitteln...
- Kühe überall - und schon kann man sich nach knappen 8 Monaten nicht mehr vorstellen, dass es nicht normal ist, wenn plötzlich eine Kuh um die Ecke kommt, so schnell gehts!
- Handeln und die billigen Preise - Was, wenn der Taxifahrer sagt, dass es 50€ kostet, fange ich nicht erst mit 25€ an, um mich dann auf 30€-40€ zu einigen ? (Hier natürlich alles in Rupie) Das wird sicher komisch, genauso, wie dass beispielsweise eine 10kg Wassermelone gerade mal 2€, eine 3stündige Busfahrt 1,20€ usw. kostet.
- weniger Sicherheitsmaßnahmen bei Verkehrsmitteln - Jeder Asienreisende wird mir sicher zustimmen, dass man die offenen, luftigen Tuktuks/Rikschas nach Deutschland importieren sollte. Außerdem macht auf einen losfahrenden Bus oder Zug aufspringen einfach Spaß, was natürlich nur hier möglich ist, da alles langsam lostukert und keine Türen besitzt.... bei uns unvorstellbar
- indische Offenheit und Freundlichkeit - Die meisten Menschen strahlen dich an und auch eine Einladung zum Essen, egal ob man mit der Person schonmal ein Wort gewechselt hat oder nicht, gibt es bestimmt wöchentlich. Bei uns sind viele für diese kleinen Freundlichkeiten, wie z.B. sein Umfeld anzulächeln, leider zu beschäftigen.
- das Essen - Auch, wenn fast in jedem indischen Essen irgendwie Reis verarbeitet ist, ist es unglaublich lecker und total vielseitig. Die verschiedenen Chutneys, Soßen, Streetfood/Snacks und natürlich der tägliche, pappsüße Chai-Tee sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
- indische Farben, Stoffe und Kleidungsstücke - Tragen bei uns viele Businessleute gedeckte Farben, leuchten einem auf indischen Straßen alle Farben entgegen. Weiße oder schwarze Saris sieht man gar nicht, dafür leuchtende Farben, mit verschiedenen Mustern überall. Und Nighties oder auch die weiten "Gammelhosen", die wir hier tragen sind einfach super bequem.
- alles um die Ecke kriegen - Wir leben auf dem Dorf und man bekommt alles im Shop gegenüber. Vorallem bei einer Durchschnittstemperatur von 40 Grad, wirklich unentbehrlich.
- Wochenendtrips ans Meer - Mahabalipuram, Pondicherry usw. sind wunderschöne Orte, und auch diese sind ein bisschen Heimat geworden und werden mir fehlen.
- die Kinder - Zum Schluss die beiden wichtigsten Punkte! Die Schüler sind mir wirklich alle ans Herz gewachsen und ich kanns mir nicht vorstellen, nicht wenigstens einmal am Tag ein "Miss, Miss, Hello Miss" zu hören.
- die Familie - Auch mein Leben ohne Manjula, Priya oder Anne zu führen, die sich immer kümmern oder einen zum lachen bringen, ist nicht mehr denkbar im Moment. Sie werden mir hundertprozentig unglaublich fehlen !!
Lemon Rice und Idly (Reisbällchen) |
indische "Gewürze" |
und die in Project 2 (Vormittags) |
Meine Medels in Project 1 (Nachmittags) |
Als "weiße" immer Attraktion |
Nun, darauf freue ich mich:
- Kälte - Auch wenn in Deutschland dann Sommer ist, ist im Gegensatz zu den täglichen 40-45 Grad hier alles kalt... und Häuser sind isoliert, also kein dauerhaftes Schwitzen mehr, Juhu !
- Sauberkeit und Haushaltsgeräte - Den Staub aus der Wohnung kriegen (Staubsauger) oder
- Trinkwasser aus dem Wasserhahn und eine verstellbare Dusche von oben - Viel mehr gibt es da auch nicht zu sagen. Von dem Wasser hier wird man auf jeden Fall krank, dass trinkt niemand und geduscht wird seit Monaten aus dem Eimer, warm oder kalt, was eben grade so rauskommt.
- ein bequemes Bett und kein Ventilator über Nacht - Sind auch Luxus, über den wir normal nicht nachdenken, mein Rücken aber seit
- Sport machen dürfen und anziehen, was man will - Für Frauen sind die Möglichkeiten, was Bewegung angeht sehr eingeschränkt, da sie keinen Sport mit Männern zusammen machen dürfen. Außerdem ist die strenge Kleiderordnung für Frauen, mit den Saris, Churidas usw. zwar farbenfroh, aber auch oft viel zu warm oder
- das Essen - Auch, wenn die Gerichte hier vielseitig ist, kommt man nicht drum herum Pasta, Pizza, Döner, Salat, oder natürlich auch die bayrische Küche mit ihrem Schweinsbraten, ganz zu Schweigen von dem deutschen Brot zu vermissen!
- egal wie lange draußen sein dürfen, nicht durchgehend gestalked werden oder eben "Foreigner" sein - Meine persönliche Freiheit, die in Deutschland wieder viel größer sein wird, ist einer der Punkte, auf den ich mich am
- Familie, Freunde und Pferd - Ein Punkt, zu dem man nicht viel sagen muss. Sie fehlen mir alle und ich bin natürlich glücklich, wenn sie wieder Teil meines Lebens sind!
Die Eimer im Bad |
2 dünnen Matratzen, aber immerhin ein Bett ;) |
Das Osterfrühstück bei Papa, Neid ! |
Wenn man die Liste so betrachtet, stellt man fest, dass es ca. gleich viele Punkte sind. Einige davon auf beiden, wo man auch deutliche Unterschiede erkennt, die man auf der einen Seite zu schätzen weiß, auf der anderen Seite aber auch nicht für immer seien müssen. Sie zeigen auch meinen eigenen Zwiespalt auf, mit dem Kopf hier sein zu wollen, die Zeit genießen zu wollen, aber auch nicht die Vorfreude unterdrücken zu wollen.
Auf jeden Fall, hat sich ein wichtiger, persönlicher Wunsch für meinen Freiwilligendienst erfüllt:
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